Alltagshelferlein: Time Timer

Ein Foto von einem Time Timer, daneben steht eine Momiji-Figut in einem Einhorn-Kostüm

Einer der Klassiker in der Arbeit mit Kindern mit ADHS ist der Time Timer. Im Prinzip einfach eine Eieruhr, die auf dem Ziffernblatt die Restzeit anzeigt, so dass man auf einen Blick sehen kann, wie viel Zeit noch bleibt. Wenn man möchte, klingelt der Timer am Ende, das kann man aber auch ausschalten. Und im Gegensatz zu klassischen Eieruhr tickt der Timer nicht.

Wie mittlerweile wissenschaftlich belegt ist, haben Menschen mit ADHS häufig eine „Zeitblindheit“, das heißt, es fällt ihnen viel schwerer, Zeiträume einzuschätzen, z.B. wie lange es dauert, die Küche aufzuräumen oder eine Mail zu schreiben. Das kann dazu beitragen, dass man gar nicht erst mit einer Aufgabe anfängt, weil man das Gefühl hat, es dauert ewig. Bevor ich eine Spülmaschine hatte, war das bei mir das Abspülen. Für das eine kleine Schälchen vom Müsli lohnt sich das Spülen nicht, eine Woche später musste ich feststellen, dass sich ein Stapel Geschirr gesammelt hatte, der unüberwindbar schien. Statt dessen gab es keine sauberen Löffel mehr. Also habe ich noch mindestens eine Woche aufgeschoben und immer dann, wenn ich einen brauchte, schnell einen einzelnen Löffel gespült. Ihr kennt das Spiel vermutlich. Irgendwann habe ich mich dann endlich aufgerafft und alles weggespült und festgestellt: so ewig lang und schlimm wars gar nicht. Das fiese am ADHS: diese Erkenntnis führt leider nicht dazu, dass ich beim nächsten Mal anders handeln werde.

Der Time Timer kann dieses Problem verkleinern, weil ich mir damit einen festen Zeitrahmen setzen kann. Ich nehme mir nicht alles auf einmal vor, sondern suche mir z.B. täglich 10 Minuten, um die Küche aufzuräumen. Dann ist vielleicht nicht alles weg und ordentlich, aber es ist viel besser, als gar nix zu tun. Und ich verzettel mich nicht und fange an, in der kompletten Küche plötzliche all die Dinge zu machen, die schon ewig liegen geblieben sind, wie auf dem Schrank Staub zu wischen oder endlich mal die Krümel hinter dem Herd wegzusaugen und mich nach zwei Stunden zu ärgern, weil ich jetzt zu spät zu meiner Verabredung komme. 10 Minuten, was dann fertig ist, ist weg, was nicht, nicht.

Bei den Kindern auf der Arbeit werden die Timer auch gerne eingesetzt, um z.B. festzulegen, dass jetzt 15 Minuten Hausaufgaben gemacht werden oder wenn in einer halben Stunde die Ergotherapie beginnt, das Kind aber alle 2 Minuten danach fragt, wie lange es noch dauert. So lernen die Kleineren nach und nach zumindest ein bisschen besser Zeit einzuschätzen und falls nicht, zumindest zu sehen, wie lange es noch dauert.

Disclaimer: Ich wurde für diesen Beitrag nicht bezahlt oder habe irgendeine Gegenleistung erhalten. Ich habe alles selbst ausgesucht und gezahlt.


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